RUCKSACK TESTEVOC LINE R.A.S. PROTECTOR

Next Generation: Mehr als neun Jahre, nachdem wir den ersten EVOC Freeride Pro Protector Rucksack vorgestellt und zu schätzen gelernt haben, bringt EVOC den LINE R.A.S Protector auf den Markt - einen Lawinen Rucksack mit eingebautem Rückenprotector. Wir haben ihn genauer unter die Lupe genommen.

EVOC LINE R.A.S. PROTECTOR Rucksack
Der neue EVOC LINE R.A.S. PROTECTOR Rucksack

Nach neun Jahren im Einsatz ist unser EVOC Freeride Pro zwar immer noch gut in Schuss, beim genauen hinsehen merkt man aber schon, dass er viel im Einsatz war. Die Münchner Brand EVOC war eine der ersten, die das Thema Rucksack mit kombiniertem Rückenprotector so richtig angegangen ist und seitdem im Bike und Snow Business eine wichtige Konstante am Markt darstellt.

In den letzten Jahren wurde das FR Protector Konzept ständig weiterentwickelt aber das Haupmerkmal, der entnehmbare LITESHIELD Rückenprotektor mit Level 1 Schutz, ist geblieben. Parallel dazu wurde in den letzten Jahren der EVOC LINE Rucksack mit und ohne Mammut R.A.S Lawinensystem gelauncht, allerdings musste man bei beiden Versionen auf den Rückenprotector verzichten.

Mit der startenden Wintersaison 2020/ 2021 werden nun erstmals die Vorteile eines Lawinen-Airbag-Rucksacks mit entnehmbarem Rückenprotektor vereint. Vorbei sind die Zeiten, in denen man sich beim Trip zwischen Lawinenrucksack oder Rückenprotektor entscheiden musste. Und das Beste: Beide Systeme sind entnehmbar und können je nach Verwendungszweck ganz simpel eingebaut werden. Das ist wohl auch der Grund, warum man sich bei EVOC für das Mammut R.A.S. (Removable Airbag System) 3.0 entschieden hat. Mammut verbaut darin einen quadratischen, zweidimensionalen Airbag in Signalfarbe, der sich bei Auslösung hinter dem Kopf in 3 Sekunden mittels Kartusche aufbläst. Das neue System ist noch leichter und kleiner als bisher und kann in alle Rucksäcke eingebaut werden, die Removable 3.0-kompatibel sind.

  • Airbag Volumen: 150 Liter
  • Gewicht: System ohne Kartusche rund 690 g. System mit Karbonkartusche nur 1010 g
  • Dauer Füllvorgang: ca. 3 Sekunden

Kurze Exkursion zu den verschiedenen Airbag Systemen

Die meisten Airbag Konzepte basieren auf Druckkartuschen, die den Airbag im Ernstfall aufblasen sollen. Das deutsche Unternehmen ABS hat dieses Prinzip entwickelt und galt lange Zeit als Wegweiser bei Lawinenairbags. Die Kartuschen sind weit verbreitet und nahezu überall auf der Welt erhältlich, allerdings kann man pro Kartusche nur einmal auslösen. Test- oder Mehrfachauslösungen bei Nachlawinen sind somit nicht möglich. Alternative Systeme gibt es erst wenige, wie zB. das Jetforce System der österreichischen Firma Pieps in Kooperation mit Black Diamond. Hier nutzt ein Düsengebläse die Umgebungsluft zum Aufblasen des Airbags. Solange die Batterie nicht leer wird, kann der Airbag aufgeblasen werden.

Lawinen Airbags entfalten sich zumeist wie Flügel links und rechts weg vom Rücken oder formen sich umlaufend vom Nacken ausgehend links und rechts zu einem verkehrten aber flächigem U. Das Mammut R.A.S System gehört zu dieser Gattung. Noch mehr Schutz bietet ein Airbag mit Traumaprotection, wo ein 3D geformter Airbag auch den Kopf mehr oder weniger umschließt. Mammut bietet so ein System ebenfalls an, allerdings nur fix in diversen Rucksäcken verbaut.

Erster Eindruck - der EVOC LINE R.A.S Protection in der Hand

Der LINE R.A.S. ist als 22l und 32l Variante erhältlich. Für den Test haben wir uns für den größeren entschieden, da der Gewichtsunterschied laut EVOC nur 50g (1450g 22l, 1500g 32l) ausmacht und lediglich die Tiefe um 3cm auf 22cm anwächst. Dank der Kompressionsriemen bleibt auch der größere Rucksack schön kompakt und bietet entsprechend mehr Packvolumen. Gerade im Backcountry oder beim Splitboarden braucht es genügend Stauraum für Safety Ausrüstung, zusätzliche, warme Bekleidung, Faltstöcke, Verpflegung oder auch das Gipfelbier.

Schon beim auspacken fällt auf, wie kompakt man den Rucksack verstauen und komprimieren kann. Das Gewicht geht angesichts des integrierten Rückenprotektors schwer in Ordnung und liegt wenn überhaupt nur minimal über dem der Mitbewerber ohne Schutz am Rücken. Das Rückenteil ist mit einem Meshgewebe mit darunterliegenden, punktuell aufliegenden Foampads ausgestattet, damit der Bag nicht vollflächig aufliegt und so für bessere Hinterlüftung sorgt. Im Vergleich zum Freeride Pro aus 2011/12 hat sich hier viel getan. Weiters stechen sofort die breiten Hüftriemen mit großen Zip-Taschen ins Auge. Einen bionischen AIROFLEX-Hüftgurt mit “Body Hugging”-Effekt nennt man das bei EVOC. Vor einiger Zeit auf der ispo hat man uns am EVOC Stand erzählt, dass der Input von frühzeitlichen Jägern stammt, die sich ihre erlegten Beutetiere so um den Rücken geschnallt haben ….Die Taschen sind wirklich geräumig und bieten Platz für Dinge die schnell erreicht werden müssen, ohne den Rucksack abzunehmen.

Das Tragesystem ist EVOC-typisch sehr hochwertig und komfortabel. Fest verzurrt hat der Rucksack kaum Spiel und macht wohl alle Stunts mit. Die Auslöseeinheit für den Airbag lässt sich wahlweise im linken oder rechten Schulterstrap einfädeln. Auf der Vorderseite wartet die klassische Fronttasche von EVOC, die sich komplett aufzippen lässt. Im Vergleich zum Urahnen Modell Freeride Pro muss der neue LINE R.A.S aber ohne die geniale Innentaschen auskommen. Früher fanden sich hier nochmals Meshtaschen mit Zip-Verschluss, um Kleinteile wie Minitool, Ersatzstrap oder das Kopfwehpulver zu verstauen. EVOC empfiehlt das einteilige Fach nun zum Verstauen der Felle.

Davorliegend befinden sich die Straps um das Board an den Rucksack zu schnallen. Im Vergleich zum Vorgänger kann man die Straps erstens bei Nichtverwendung in Tunnelzügen laufen lassen damit sie besser verstaut sind oder zweitens, sogar ganz abmontieren. Dafür wurden die Schnallen auf der rechten Seite neu konstruiert. Alle Buckles sind aus Metall, wirken sehr hochwertig und glänzen - Bling-Bling! Nur Schade, dass die Beinschlaufe nicht auch so easy abmontierbar oder verstaubar ist. Diese ist unbedingt notwendig bei Verwendung des Airbag Systems um zu verhindern, dass die Schneemassen den Rucksack nach oben vom Körper wegreissen. Ohne R.A.S ist sie eher störend und sollte irgendwo im Rucksack verstaut werden, wo man sie schnell wieder findet und auf keinen Fall verliert.

EVOC LINE R.A.S. PROTECTOR Rucksack

Alternativ zum Snowboard lässt sich ein Helm mit dem verstaubaren Netz sicher montieren. Weiter oben wartet das EVOC typische Goggle Fach mit flauschigem Lining um die Brillengläser unzerkratzt auf den Berg zu transportieren. Das vordere Hauptfach bietet die gewohnten Schlaufen für Schaufel und Sonde sowie den Notfallplan als ständigen Reminder wie man bei Lawinenunglücken vorgeht. Entgegen dem Vorgänger ist dieses Fach nicht mehr komplett zu öffnen, dafür aber kommt ein neues, zweites Hauptfach dahinter hinzu, dass über den separaten Zugang vom Rückenteil komplett geöffnet werden kann.

Das hintere Hauptfach ist über den Rückenteil zugänglich und lässt sich komplett aufklappen

Das wichtigste Fach liegt ganz oben, wo über einen selbstöffnenden Zip-Verschluss der Airbag eingelegt wird. Dieses Fach hängt quasi im hinteren Hauptfach, wo auch die Druckluftkartusche eine eigene Schlaufe hat und sicher mit dem Airbag verbunden wird. Über das große hintere Hauptfach hat man Zugang zum entnehmbaren Rückenprotektor und einem Trinkblasenfach. Im Fach ist ausreichend Platz für jede Menge Bekleidung, Trinkflasche und/oder Gipfelbier. Soll das Airbag System zuhause bleiben, erhöht sich das Volumen des hinteren Hauptfaches.


Fazit

Der EVOC LINE A.R.S Protector ist ein echtes Multitalent und besticht durch viele praktische Fächer in allen Situationen. Das Alleinstellungsmerkmal ist aber sicherlich die Möglichkeit, Back-Country Rucksack, Airbag System und Rückenprotektor nach belieben zu kombinieren oder auch wegzulassen. Ein Rucksack für fast alle Anlässe. Jetzt muss er sich nur noch im Schnee beweisen und an der langjährigen Haltbarkeit seines Vorgängers anschließen.

Mehr Infos unter: www.evocsports.com