STEP ON BOOT + BINDUNG TESTBurton Step On Langzeittest

Im November 2017 brachte Burton sein groß angekündigtes Step-On System auf den Markt. Drei Jahre später kann man sagen, dass es in der Szene gut angekommen ist und sowohl von Freizeit- als auch Profi-Ridern gerne genutzt wird. Wir haben das System über eine Saison lang getestet und bei allen erdenklichen Bedingungen im Einsatz gehabt. Hier ein Testbericht sowie ein geschichtlicher Rückblick zu den Step-In Entwicklungen

Burton Step On
Burton Step On System Size 10 / M im Test auf einem Burton Deep Thinker

“Jeder Modetrend kommt wieder”, haben meine Eltern einmal gesagt. Es hat etwas gedauert bis ich es glauben konnte, aber spätestens seit die weiten Hosen wieder zurück sind, bin auch ich überzeugt. Ich stamme noch aus der Generation des “Orginalem” 1. Baggy-Pant Trends mit Bund unterm Hintern, der knapp vor der Jahrtausendwende durch die Skate- und Snowboardszene rollte. Ziemlich zeitgleich kamen auch die ersten Step-In Snowboardsysteme auf den Markt. Mit der K2 Clicker und der Switch Bindung blieben auf den Boards lediglich größere Metalldiscs mit Hebel und Einrastclips übrig. Die Verbindung wurde über die Sohle mithilfe zweier Metallteile geschaffen, bei Klicker vorne und hinten, bei Switch links und rechts. Den Support übernahmen die recht harten Boots. Die ungewöhnliche Optik war mit ein Grund, warum sie vor allem im Freestyle Bereich nie wirklich Akzeptanz fanden.

Burton's Step-In setzte statt dessen auf klassische Formen mit Baseplate und Highback aber ohne Straps. Der Boot wurde links und rechts der Sohle mit zwei Hacken festgehalten. Einer der am häufigsten genannten Kritikpunkte bei Burton, K2 und Switch war die fehlende Möglichkeit des “Rollens” in der Bindung, da die Sohle sehr steif fixiert wurde. Alle drei Step-In Systeme brachten langfristig nicht den erhofften Erfolg und verschwanden wieder vom Markt, obwohl sie vom Prinzip allesamt ganz gut funktioniert hatten.

Fast 20 Jahre später griff Burton das Thema wieder auf. Aus Step-In wurde Step On™ und aus zwei Festhaltepunkten wurden drei. Geblieben ist der Wunsch nach schnellem An- und Ausziehen der Bindung, möglichst ohne bücken oder gar im Schnee sitzen. Auch Step On™ verankert den Schuh in der Bindung ohne die Hilfe von Riemenschnallen. Drei Verbindungspunkte (zwei an den Zehen, einer an der Ferse) gewährleisten die Boardkontrolle. Der fehlende Strap wird in Form eines Riemens mit Boa-Drehverschluss auf den Boot verlagert. Der Strap kompensiert nicht nur die Optik, sondern schafft ein vertrautes Gefühl und drückt die Ferse fest ins Fersenbett, um “Heel-Lift” zu vermeiden. Die Bindungen sind universell kompatibel mit allen aktuellen Snowboard-Montagesystemen, einschließlich 4x4, 3D und The Channel. Neu ist auch, dass Burton das System offen freigegeben hat, damit können andere Boothersteller ebenfalls Step On Boots auf den Markt bringen. Mit dem DC Control Step On steht der erste nicht Burton Boot seit wenigen Wochen in den Shops.

Liebe auf den zweiten Blick

Holt man sich Feedback von Step On Usern aus dem Burton Umfeld ist die Antwort immer die selbe: “Ich will nie wieder etwas anderes fahren”. Also war es höchste Zeit für einen ausgiebigen Test. Boot und Bindung erreichten unsere Redaktion Mitte 2019. Nachdem es über Nacht heftig schneien sollte, montierte ich die Bindung auf meine Powder-Gun. Die Montage verlief problemlos und wie gewohnt. Ein paar Einstiege im Trockenen ließen erahnen, wie man sich im Schnee anstellen muss. Entscheidend ist, dass man sich auf den Verbindungspunkt an der Ferse konzentriert. Hier gibt es zwei Arretier-Positionen am Boot, wobei es sinnvoll ist, die untere Position zu finden, da der Boot dann wirklich satt auf der Base aufliegt und sich nicht heben kann. Die beiden vorderen Verankerungen findet man über leichtes schief stellen bzw. drehen und Druck geben. Es dauert ein wenig, aber nach kurzer Zeit hat man es im Gespür. Das gleiche gilt für den Ausstieg. Hier muss zunächst ein Hebel seitlich der Bindung nach oben gezogen werden. Leicht verdreht bekommt man den Boot dann auch ganz schnell heraus. Zu Beginn kann es schon vorkommen, dass man hängenbleibt, aber mit der Zeit klappt es, … zumindest im Skikeller beim ausprobieren.

Mein erster Step On Tag war wie zuvor erwähnt bei Powder und Sonnenschein. Gleich nachdem ich ins Gelände fuhr und erstmals ein Stück hiken musste kam das unvermeidliche. Boot und Bindung waren voller Schnee und der gewählte Spot für das erste Anschnallen alles andere als ideal. Nachdem ich ein paar Fehlversuche beim Ein- und Aussteigen hinter mir hatte, und dabei so gut wie nie den unteren Fersen-Fixierpunkt erwischte, war mein Vertrauen in die feste, sichere Verbindung dahingeschmolzen. Ich fuhr zum Auto und holte mein gewohntes Setup. Es vergingen ein paar Wochen, bis ich mich wieder heranwagte. Diesmal bei “normalen” Bedingungen auf der Piste und im Park. Nach zwei Runs präsentierte sich ein gänzlich anderes Bild. Ich erwischte jedesmal den unteren Fersen-Fixierpunkt des Schuhes, was mein Vertrauen in das Burton System ungemein stärkte, da die Ferse keinen Millimeter aufsteigen konnte. Auch der Austiegsprozess ging plötzlich superschnell und problemlos. Einfach den Hebel ziehen und den Boot mit einer leichten Drehbewegung befreien, that's it. Egal ob unten am Lift oder oben angekommen, ich war dreimal so schnell wie meine Freunde oder Familie “ready to shred”. Auf der Piste bringt Step On viel und direkten Druck auf die Kanten, ohne verfremdend zu wirken. Selbst im Park kam das volle Vertrauen in die Bindung. Gerade wenn man mit Kindern unterwegs ist und auf Flachstücken antauchen muss, ist Step On ideal und erspart nervigen Zeitverlust. Mittlerweile ist Step On auch für Kids ab Schuhgröße 35 erhältlich.

Mit dieser Erfahrung klappten auch die folgenden Powdertage problemlos und ich hatte nie wieder das Problem, schlecht in die Bindungen rein- oder wieder herauszukommen. Selbst wenn Schnee auf der Base oder am Boot haften blieb. Wahrscheinlich hatte ich mir den denkbar schlechtesten Tag mit den unglücklichsten Bedingungen ausgesucht, um meine ersten Step On Erfahrungen zu machen. Jeder darauffolgende Tag hat mich eines Besseren belehrt.

Auch K2 bringt sein Klicker System ab sofort wieder auf den Markt, wobei die Verbindung über die zwei Clips an der Sohle gleichgeblieben ist. Neu ist hingegen der High-Back und die Grundplatte, die dem Clicker X HB eine sehr gewohnte Optik verleihen. Einen Fahrbericht dazu können wir hoffentlich im Laufe der Saison liefern.

Fazit:

Auch wenn ich nicht soweit gehen würde, dass ich nie wieder etwas anderes fahren will, (dafür bin ich viel zu neugierig auf ständig neue Innovationen) so hat das Step On System einen fixen Platz in meinem Boardbag bekommen und ist fast bei jedem Trip dabei. Der Halt ist super, der Ein- und Ausstieg nach kurzer Eingewöhnungsphase kinderleicht und auch die Optik geht voll in Ordnung. Über ein fehlendes Rollen in der Bindung habe ich mir beim Fahren nie Gedanken gemacht. So fest wie ich eine normale Strap-Bindung schließe, glaube ich nicht dass Unterschiede bestehen. Aber damit habe ich schon vor 20 Jahren keine Probleme gehabt. Wahrscheinlich war einfach die Zeit, (oder wir Snowboarder) noch nicht reif für Step-In.

Weitere Infos:www.burton.com/stepon