Big Air Klagenfurt Report
Die erste Ausgabe des Big Air Klagenfurt ist Geschichte und hat einen Impact in der heimischen Snowboard und Freeski Szene hinterlassen. Nachdem sowohl Anna Gasser als auch Clemens Millauer den Einzug in das abendliche Finale schafften, war das eigentliche Ziel der beiden, vor heimischem Publikum aufzutreten, bereits nach der Quali erreicht.
Die massive Big Air Rampe von Schneestern ist nach drei Jahren Big Air Chur gut gelernt und optimiert. So wie auch in der Schweiz war der In-Run mit Matten ausgelegt, die in der Transition in Schnee übergehen sollten, bevor man auf den Kicker trifft. Größe und Höhe waren quasi ident mit dem Gerüst aus Chur, allerdings musste das Ungetüm in das Klagenfurter Wörthersee Stadion reingezwickt werden. Das ging sich gerade so aus, weshalb die ersten Zuschauerreihen auch regelmäßig den Spray vom Abbremsen nach der Landung abbekamen. Vom Auslauf unten aus war die Sicht sehr eingeschränkt, dafür bot sich den Zusehern auf der Nord-Tribüne ein super Blick auf Rampe und Tricks, vom gesamten In-Run über Take Off bis zur Landung. Ähnlich der Situation seinerzeit beim Air&Style im Innsbrucker Bergisel Stadion war der Ausblick eindrucksvoll.
Auf die Erfahrungen aus der Schweiz zurückzugreifen war durchaus sinnvoll, denn die Rider waren mit dem Jump sichtlich happy, was angesichts der gelandeten 1440s bei den Damen und 1800ern bei den Herren eindrucksvoll untermauert wurde. Nur den DJ hatte man leider nicht aus der Schweiz importiert. Stattdessen wurde das Freestyle Spektakel von “Nachtschicht Krocha Beats” untermalt, was eventuell der Ö3 Medienkooperation geschuldet war. Leider eine Themenverfehlung bei einem Freestyle Event. Es stellt sich schon die Frage, warum man bei Wintersport in Österreich so gerne in die unterste Schublade der Musik-Genres greift, siehe Ballermann Apres-Ski Qual auf unseren Hütten.
Zum Glück war das anschließende Line-Up mit Culcha Candela und Bonez MC dann wieder vom Feinsten. Die Dancehall Stars aus Berlin sorgten „von allein“ für tanzende Ränge und auch der Hamburger Rapper enttäuschte nicht.
So auch die Snowboarder*Innen:
Mia Brookes waren an diesem Abend nicht zu schlagen. Die 17-jährige Britin verhinderte mit ihrem Cab 1440 melon einen dreifach Triumph der Japanerinnen und gewann vor Mari Fukada und Momo Suzuki. Reira Iwabuchi landete auf Rang vier vor der umjubelten Big Air Queen Anna Gasser, die vom heimischen Publikum quasi in den Kessel hinuntergetragen wurde. Im dritten und letzten Run versuchte Anna ihren Cab Triple Cork, war aber um einen Hauch zu Kurz und konnte den Trick nicht sauber ausfahren. „Ich habe auf so einer Rampe noch nie einen Triple gemacht, deshalb hab ich ein wenig Respekt davor gehabt, ich wollte ihn noch nicht im zweiten Run probieren und erst schauen, ob’s vielleicht reicht. Aber ich muss sagen, heutzutage, wenn ich auf dem Podium sein will, muss ich meine schwersten Tricks auspacken. Wäre ich den letzten gestanden, wäre ich am Podium gewesen. Es war ganz knapp. Das Ergebnis ist heute nebensächlich, ich bin einfach so happy, vor so einer Kulisse zu springen. Die Stimmung war so mega. Auch wenn ich heute nicht gewonnen habe oder unter den Top 3 war, war es eines der schönsten Gefühle in meiner Karriere, daheim zu springen“, so die zweifache Olympiasiegerin aus Millstatt.
Big Air Chur Sieger Taiga Hasegawa aus Japan war auch auf der Rampe in Klagenfurt mit seinen back to back 1800s im Finale der Herren nicht zu schlagen. Ian Mateoli aus Italien wurde zweiter vor Oyvind Kirkhus aus Norwegen, der für seinen switch backside Double Rodeo 1260 nosegrab den höchsten Score des Abends erhielt. Mit Rang vier holte Jakub Hrones (CZE) sein bestes Worldcup Ergebnis vor Clemens Millauer, der mit seinem 5. Platz einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung Olympia Quali gemacht hat.
Clemens zeigte einen Switch Backside 1600 und einen Backside Double 16: „Ich war extrem nervös heute morgen vor der Qualifikation, denn ich wollte unbedingt beim Heimweltcup im Finale stehen und zeigen, was ich kann. Nachdem ich die Quali überstanden habe, war ich schon einmal sehr erleichtert. Man will daheim einfach abliefern. Als ich dann abends am Start rausgegangen bin und mir die Leute lautstark entgegengebrüllt haben, wollte ich fast wieder ins Starthaus zurückgehen. Es war gar nicht so einfach, wieder in meine Konzentration zu finden. Das Ziel war, der Crowd zu zeigen, dass ich Snowboarden kann, Snowboarden einfach cool ist und eine gute Show zu liefern“, was ihm auch perfekt gelungen ist.
Die erste Ausgabe des Big Air Klagenfurt darf definitiv als Erfolg gefeiert werden und es wäre schön, wenn der Event seinen fixen Platz im Weltcup Kalender mit noch mehr Zusehern finden würde. Freestyle in die Stadt zu bringen war schon immer ein gutes Rezept „Made in Austria“ und hilft mit Sicherheit, dem Sport die Aufmerksamkeit zu geben, die er auch verdient.
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